NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
C
D
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S B »
U lita Knaus
THE MOON ON MY DOORSTEP
Must Have Jazz/Membtan CD
(43')
H irom i
ALIVE
Must Have Jazz/Membtan CD
(75')
Nach einem Ausflug ins Deutsche
(„Tambor“,
2010
) textet und covert
die Hamburger Sängerin/Song-
schreiberin mit der warmen Stim-
me wieder auf Englisch - bis auf
Peter Fox’ „Ich Steine, du Steine“.
Ihr neues Album besticht vor al-
lem durch reduzierte, Atmosphäre
schaffende Instrumentierung. Mit-
unter reicht Ulita Knaus ein Kon-
trabass mit etwas (Body-) Percus-
sion; Gitarre und Klavier, Akkor-
deon oder Marimba sorgen dann
eher für Farben als für begleiten-
de Harmonien. Ein Setting, das
den Songs von Tom Waits („Clap
Hands“) und Pink Floyd („Have A
Cigar“) so gut steht wie den eige-
nen.
klm
Bei
00:45
besteht nicht der gerings-
te Zweifel: Hiromi ist mehr als le-
bendig („Alive“). Sie ist vital, birst
vor Energie, und ihre Partner, Six-
String-Bassist Anthony Jackson und
Rockdrummer Simon Phillips, ste-
hen ihr in nichts nach. Doch mit ih-
rem „Trio Project“ macht die japani-
sche Pianistin nicht bloß jede Men-
ge Druck, sie versteht sich auch auf
entspannte Grooves, Gospel-Feeling
und pastellene Töne, die den Inten-
sitätspegel senken, bevor vertrack-
te Metren und kompaktes Interplay
das Geschehen erneut bestimmen.
Klar, hier werden spieltechnische
Feuerwerke gezündet, doch die drei
haben’s eben drauf - und bleiben
dabei ganz locker.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Blackbitd/Soulfood CD+DVD_________ (
66
/ 78’)
Bobby Hutcherson
ENJOY THE VIEW
Blue Note/Universal CD (auch als LP)
(43’)
Mit einem munter swingenden Mix
aus Bop, Soul- und Latin-Jazz geht
das neue Quartett des erfahrenen
Mainstream-Drummers
Torsten
Zwingenberger an den Start. Das
komplette Repertoire stammt von
den Bandmitgliedern, unter denen
Gitarrist Patrick Farrant aus seiner
Verehrung für Kenny Burrell, Wes
Montgomery und Pat Martino („Vel-
vet Hammer“) keinen Hehl macht.
Zwingenberger imitiert in einer So-
lonummer, wie ein Zug Fahrt auf-
nimmt, und gibt auf der aufwen-
dig produzierten Bonus-DVD, die
sonst dasselbe Material ins Bild
setzt, eine Kostprobe seines über
die Maßen artistischen Stils, ge-
nannt „Drumming
5
Point“.
klm
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Der Vibrafonist Bobby Hutcherson
gehörte in den i
960
-
70
er-Jahren
zu den meistaufgenommenen Mu-
sikern bei Blue Note und war dort
einer der wenigen, die vom Hard
Bop und Post Bop aus den experi-
mentellen bis avantgardistischen
Spielarten des Jazz zuneigten. Pa-
rallel zu Gary Burton modernisierte
er das Vibrafonspiel und öffnete es
für einen zeitgemäßen Sound, be-
vor er wieder zu boppigerem Spiel
tendierte. Zum
75
. Jubiläum von
Blue Note holt Labelchef Don Was
den Veteranen jetzt „nach Hause“.
Zum Empfang baut er ihm ein
veritables All-Star-Quartett mit
Souljazz-Appeal,
in
dem Joey
DeFrancesco (Hammond B
3
) das ^
verbindende Element darstellt:
CO
Nur er hat mit allen schon ge-
spielt, Dave Sanborn (Altsax) und
M a ria ly Pacheco
INTRODUCING
Neuklang/Edel CD
(69’)
Die kubanische Pianistin Marialy
Pacheco ist mit der Klassik, der mu-
sikalischen Formenvielfalt ihrer Hei-
mat und dem Jazz bestens vertraut.
Bei einem Wettbewerb in Havanna
im Jahr
2002
gewann die damals
gerade erst
20
-Jährige den renom-
mierten Jo-Jazz-Preis. Jedoch blie-
ben Marialy Pachecos Aktivitäten
nicht auf ihre Heimat beschränkt,
in der Folgezeit unternahm sie
weltweite Tourneen. Trotz weiterer
prestigeträchtiger Auszeichnungen
blieb ihre Präsenz auf Platten aber
eher marginal.
Das könnte sich mit „Introducing“
ändern. Die Pianistin überrascht
mit einer Vielfalt, die weit über das
Latin Jazz-Ambiente hinausgeht.
Wenn sie in ihrer dreiteiligen „Cu-
ban Suite“ an die mit der Karibikin-
sel verknüpften Tanzformen Rumba,
Danzon und Conga erinnert, bele-
ben abgesehen von den folkloristi-
schen Segmenten vor allem ihre ei-
genständigen Improvisationen das
Geschehen. Hier zeigt sich, dass sie
zu einer neueren Generation kuba-
nischer Pianisten zählt.
Vergleicht man Pachecos Konzep-
tion mit der mancher ihrer männli-
chen Kollegen, fällt sofort auf, dass
sie ihr musikalisches Erbe nicht un-
bedingt mit Bop-Diskursen fusio-
niert. Ihre Suche und das Entdecken
neuer pianistischer Ausdrucksmög-
lichkeiten, bei denen die Schön-
heit der Melodie vorherrscht, erin-
nert eher an die Regionen, die poe-
sievoll agierenden Künstlern vor-
behalten sind. Das schließt auch
hypnotische Stücke wie „Metro“
ein, in dem die ohnehin mit dyna-
mischen Beats glänzende Rhyth-
musgruppe um einen Perkussio-
nisten verstärkt wird. Mit seinen
entrückten Trompeten-Chorussen
verstärkt Joo Kraus die feierliche
Stimmung von „Madrigal“ - einer
Komposition, in der Marialy Pache-
co auch als Sängerin überzeugt.
Gerd Filtgen
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JAZZ
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Billy Hart (Drums) sind erstmals
miteinander und mit Hutcherson im
Studio. Keine feste Band also, eine
Blue-Note-Session wie in alten Ta-
gen, doch die vier agieren in lauter
eigenen Stücken als gut aufgeleg-
te, kompakte Einheit.
Klanglich allerdings dominiert
Sanborns Alt mit seinem spitzen
Rhythm ‘n’ Blues-„Cry“ das Ge-
schehen, spielt gern die Themen
und das erste Solo, während Ses-
sion-Leader Hutcherson beschei-
den, geschmackvoll umspielt und
ergänzt, bevor er selbst zum Solo
ansetzt, das jeweils perkussive At-
tack und luftige Farbgebung aufs
Schönste vereint. Joey DeFrances-
co swingt und groovt wie weiland
Jimmy Smith, weiß aber auch mit
zarten Tönen umzugehen und greift
schon mal zur Trompete („Hey Ha-
rold“). Der mit allen stilistischen
Wassern gewaschene Billy Hart
hält geschmackssicher die Balan-
ce zwischen Groove und Farben-
spiel. Ein Album, das an den Blue-
Note-Sound anknüpft, aber nicht
klingt wie von gestern. Hutcherson
freilich war damals „moderner“.
Berthold Klostermann
MUSIK
KLANG
Joey DeFrancesco, Bobby Hutcherson
David Sanborn. Billy Hart (v.l.n.r.)
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
STEREO 8/2014 131
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